Karin Krantz – Die Erzählerin
„Als Sprecherin auf der Bühne zu sein – ohne zu spielen – war meine erste Erfahrung und ich war, ehrlich gesagt, ein wenig enttäuscht, dass ich kein Gedicht vortragen oder gar mitspielen durfte. Aber letztendlich wurden mir doch kleine Beiträge genehmigt. Und so war ich sehr froh über die gestellte Aufgabe.
Für mich war es kein Problem auf zwei so unterschiedlichen Bühnen zu spielen, da ich ja immer auf meinem Stühlchen sitze. Auch die erfahrenen Kollegen haben die unterschiedlichen Situationen bestens gemeistert.

In der urigen Receptur war es sehr kuschelig auf der Bühne und der nahe Kontakt zum Publikum hat auch etwas sehr Besonderes. In der Seniorenresidenz in Bad Soden habe ich in der schönen Hauskapelle einen gepolsterten Stuhl mit Armlehnen entdeckt. Mit der Genehmigung des Hauses habe ich – diesen-mehrfach gesegneten – Stuhl zur Verfügung gestellt bekommen und habe mich darauf so richtig wohlgefühlt.
Eine szenische Lesung darf man nicht unterschätzen: das genaue Timing muss nämlich stimmen. Die Protagonisten müssen das zeitgleich in Szene setzen was gelesen wird, nicht früher und nicht später, sonst geht es schief und ist verwirrend. Der Vorlesende muss aufpassen, dass alle wieder am Platz und für die nächste Szene bereit sind und auch dafür das richtige Gefühl haben,damit die Inszenierung harmonisch abläuft.
Zu meinem Outfit:
Da ich im Fundus nicht so viel für meine Figur passendes finde (und ich vielleicht ein wenig eigen bin), suche ich mir mein Outfit meistens selbst zusammen. Ich habe mich im Web informiert, wie sich die Damen zu der Zeit des WB gekleidet haben: Schwarzer Rock, Strohhut, weiße Bluse.
Mit dem schwarzen Rock konnte ich dienen, die weiße Bluse habe ich mir gekauft (mit dem Gedanken, dass ich sie auch zu anderen Gelegenheiten noch anziehen kann). Nach einer Probe mit Kostümen, rutschte der Strohhut mir bis auf die Nase, also habe ich mir einen einfachen Strohhut zugelegt und habe ihn mit Band und Blumen üppig dekoriert. Jetzt klappt’s.
Die schwarzen Schuhe wurden mit Strassbroschen verschönert und die versuche ich ab und zu mal zu zeigen. Und dann kommt der für mich spannende Augenblick, das Kostüm der Regie vorzuführen. Jedes Mal ist es eine große Erleichterung, wenn es sanktioniert wird.“
Michael Hoffmann – diverse alte Freunde Knopps / der Eremit
„Ich mag die WB-Reime. Daher hatte ich mich gefreut, mitzuwirken. Wenn ich lese, dann versuche ich dem Text durch die Betonung Bewegung zu geben. Der „Trick“ von gutem (Schau-)Spiel war und ist für mich immer, in die Rolle zu gehen. Nicht nur „den Text aufsagen“, sondern die Person in dem Moment zu sein. Bei den WB-Texten bedeutet das für mich, diese Geschichte gerade mitzuerleben.“

Frage: War es ein Unterschied für Dich, kurz nacheinander auf zwei so unterschiedlichen Bühnen vorzutragen?
Michael: „Nein, eigentlich nicht. Das Ambiente ist sicher durchaus verschieden, und viele mich eingeschlossen, empfinden es als sehr reizvoll, dem Publikum so nahe zu sein, auf Tuchfühlung, wie man gerne sagt, aber wenn ich in meiner Rolle bin, dann bin ich in meiner Rolle, ob das Publikum näher oder entfernter ist.
Was herausfordernd ist in der Rezeptur sind die beengten Möglichkeiten, und diese hatten wir beim Proben besprochen, allen voran ich, als wir das Bühnenbild besprochen/diskutiert haben.

Es ist wichtig, eine Regie zu haben. Wir sind in die Lesung gestartet und es hieß, wir würden das beim Proben gemeinsam entwickeln. Das war jedoch eine ziemliche Herausforderung, wie sich herausstellte, da jeder Darsteller eine eigene und in Teilen andere Sicht und Interpretation, oder Vorstellung hat.
Am Ende muss aber feststehen, wie es ablaufen soll, und da ist der demokratische Ansatz „alle reden mit“ sehr zeitraubend und auch in meinen Augen dem Ziel eine Produktion hinzubekommen hinderlich.
Der Schauspieler kann mit einem Regisseur diskutieren, man kann auch seine Meinung zu anderen Szenen austauschen, aber wenn alle Regie machen und spielen sollen und wollen braucht man eine wesentlich längere Vorlaufzeit als jene, die wir hatten.“
Michael hat übrigens fast sein komplettes Outfit aus seinem eigenen Bestand zusammengestellt: die Hose, Hemd und Weste hat er vor Jahren angeschafft, als er geschäftlich nach Singapur reiste. Auch der Wanderstock ist ein Relikt aus seinem Keller. Die Mütze, die er als Vater von Klothilda trägt, stammt von seiner Mutter. Den Bademantel wollte er eigentlich schon gegen einen neuen tauschen für den Fall, „dass ‚die Demokratie‘ morgens um 06:00 Uhr mal vor der Tür stehen sollte“ (Zitat). Försterhut, Mütze von Mickefett und Schlüssel wurden aus dem Bestand von Ensemblemitgliedern beigesteuert. Der Eremiten-Bart ist eine Neuanschaffung, der Mantel stammt aus dem Theaterfundus.